Suche im burgenländischen Rechnitz geht weiter

In den letzten Kriegstagen 1945 wurden 180 bis 220 ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter im südburgenländischen Rechnitz ermordet.

Es handelte sich um eines der größten auf österreichischem Territorium verübten nationalsozialistischen „Endphasenverbrechen“. Die Leichen der Opfer wurden an einer trotz zahlreicher historischer Quellen bis heute unbekannten Stelle verscharrt. Zwischen 21. September und 14. Oktober 2020 setzte das Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie, die Suche nach den Opfern des „Kreuzstadlmassakers“ fort.

Seit mehr als drei Jahrzehnten werden in Rechnitz von verschiedenen Organisationen Suchgrabungen durchgeführt. Die meisten dieser Grabungen waren jedoch kleinräumig konzipiert und konzentrierten sich auf sogenannte „hotspots“. Das Bundesdenkmalamt änderte im Spätherbst 2017 diese Vorgehensweise. Seither wird das in Frage kommende Areal großflächig erforscht, um während einer Kampagne die Opfer zu finden oder zumindest möglichst viele Punkte als Ort(e) des Massengrabes bzw. der Massengräber auszuschließen. Die unter der Humusschicht befindlichen archäologischen Befunde werden systematisch und vollständig ergraben.

Die mit der Durchführung des Projekts betraute AGA-Arbeitsgemeinschaft Geschichte & Archäologie unterzog bei der diesjährigen Maßnahme eine Fläche von insgesamt 6.100 Quadratmetern einer systematischen archäologischen Untersuchung. Auf Basis des umfangreichen Quellenmaterials, wie gerichtlichen Zeugenprotokollen, behördlichen Aktenvermerken und Geländeskizzen sowie in Bezugnahme auf Luftbildmaterial der Jahre 1945 bis 2020 und den Ergebnissen geophysikalischer Prospektionen wurden die Verdachtsflächen im Vorfeld der Grabungsarbeiten definiert.

Bei den im Zuge der Grabung entdeckten archäologischen Befunden handelt es sich überwiegend um Panzer- und Laufgräben sowie um Unterstände oder Bunker des sogenannten Südostwalls, einer zwischen Herbst 1944 und Frühjahr 1945 angelegten Verteidigungsanlage. Aus den Befundverfüllungen konnten zahlreiche Kriegsrelikte, wie Munitionsbehälter, Kabelspulen, Waffen und Stacheldraht sowie große Mengen von darin entsorgter mitunter „scharfer“ Munition geborgen werden. Von besonderem Interesse ist das Auffinden der sterblichen Überreste eines deutschen Soldaten, der möglicherweise dem „Volkssturm“ angehörte. Die ermordeten Zwangsarbeiter konnten jedoch auch in der diesjährigen Grabungskampagne nicht gefunden werden.

Die während der Kampagne gewonnen Erkenntnisse werden in die weitere Projektarbeit einfließen. Pläne für Vorgehensweisen im Jahr 2021 werden derzeit erarbeitet.